Am Wochenende vom 11. und 12. Oktober bot der Förderverein Brückenbergbahn seine letzten Fahrtage samt Mitfahrten im Führerstand ihrer zwei Dieselloks V10 B und Kö 5046 an. Gestartet wurde am Sammelbahnhof in Pöhlau in Richtung Bahnübergang Reinsdorfer Straße. Nach einem kurzen Stopp ging´s zurück bis in die verzweigte Pöhlauer Gleisanlage und zum Sammelbahnhof. Auf einer Tour können insgesamt 15 Personen die Gelegenheit nutzen, in den Führerhäusern der Loks mitzufahren. Bei den sechs Fahrtwochenenden waren es heuer an die tausend Gäste, die begrüßt werden konnten.
– „Aua“ ruft die 8jährige Hermine und geht kurz in die Hocke, als ein noch gut belaubter Zweig gegen die Frontscheibe schlägt. Doch sofort steht sie wieder auf den Zehenspitzen, um aus dem Fenster schauen zu können und nichts zu verpassen. Emilia (5) und Franz (8) hoben im gleichen Augenblick reflexartig die Arme, um sich vor dem Ast schützen zu wollen. Aber alle Personen im Fahrerhaus der V10 B sind natürlich absolut sicher. „Ja der Grünschnitt! Das ist unsere Hauptaufgabe, um hier überhaupt Fahrtbetrieb gewährleisten zu können“, erklärt Dirk Baldschus.

Die "V10" und "Kö5046" im Gespann. Foto: uhe
Hermine ist begeistert. „Ganz schön schnell“, meint sie. Dabei sind es nur knapp 20 km/h, wie Baldschus erläutert. Er erzählt, zu welchem Zweck diese Betriebsbahnstrecken früher genutzt wurden, gibt Auskunft, wo früher überall Steinkohle abgebaut wurde. Das interessiert Hermine weniger. Sie schlich vor der Fahrt wissbegierig um beide Loks. „Alte noch funktionierende Technik. Das ist ihr Ding“, begründet Vater Franz ihre Aufmerksamkeit. Er ergänzt: „Wir kommen aus Mülsen, wo es die Mülsengrundbahn leider nicht mehr gibt. Da ist das hier eine großartige Sache.“ Markus und Sophie, die Eltern von Emilia und Franz, sind durch Zufall dabei. „Wir haben das Werbeschild gesehen und sind spontan hergefahren. Mein Opa war früher beim Gleisbau beschäftigt. Umso neugieriger waren wir, was hier angeboten wird. Eine sehr gepflegte Anlage. Gut, dass diese Tradition gepflegt wird“, meint Markus.

Während der Fahrt informiert Lokführer Dirk Baldschus den mitfahrenden Markus, Sophie, Emilia, und Franz (von links) über die Betriebsbahngeschichte im Steinkohlenrevier. Foto: uhe
Auf einer dieser Fahrt haben auch Uwe und Kathrin Platz in der kleiner schwarzen Kö 5046 gefunden. „Wir sind zwar Pöhlauer, haben es aber bislang nie geschafft, eine Mitfahrt mitzumachen“, gesteht Uwe. „Schade, dass gehen die Fahrten nicht weiter, zum Beispiel bis zum ehemaligen IVer Schacht“, geht diese Feststellung auch als Frage an Baldschus. „Beide Dieselloks sind lediglich für den ‚Inselverkehr‘ zugelassen, also auf ehemaligen Betriebsgleisen. Es ist aber eine Erweiterung in Richtung des ehemaligen Kraftwerkes des Karl-Marx-Schachtes geplant. Da liegt noch viel Arbeit vor uns. Es müssen Schotter und Schwellen mehr oder weniger neu verlegt werden. Vor 2030 wird das nichts.“ Als nächste große Herausforderung stehe die Zulassung des Schweizer Wagens, mit ihm Gäste transportieren zu dürfen. „Das war eine Heidenarbeit. Den haben wir total entrosten müssen, der gesamten Außenhaut angelehnt an die Schweizer Bundesbahn einen neuen Farbanstrich verpasst und das aus dem Jahr 1904 stammende Bremssystem auf die notwendige Aktualität gebracht“, erwähnt Lokführer Baldschus vor allem den ehrenamtlichen Einsatz der Vereinsmitglieder.
Wir suchen ständig neue Mitarbeiter
„Und wir suchen ständig neue Mitglieder“ schaut der 40-Jährige fragend in die Gästerunde. „Schlosser, Hobbygärtner, Lokführer… Leute mit Eisenbahnaffinität. Primär aber einen Lokschuppen.“ Zurück zum Schweizer Wagen. „Dem haben wir nach entsprechenden Vorgaben eine Hauptuntersuchung verpasst. Jetzt gilt es, über Herkunft und getätigten Arbeiten eine ausführliche Dokumentation zusammenzustellen und an die Landeseisenbahn-Aufsicht zu schicken. Nach eingehender Prüfung erfolgt dann hoffentlich im kommenden Jahr die Abnahme durch genannte Einrichtung… und der Personen-Waggon kann mit auf die Ausfahrten gehen“, zeigt sich Baldauf recht optimistisch. Zu welcher der auch für 2026 geplanten sechs Fahrtwochenenden das sein wird – überraschen lassen!
Fotos: Udo Hentschel
