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Das Fledermäuse als einzige Säugetiere fliegen können, ist allgemein bekannt. Allerdings gleiten sie nicht wie Batman durch die Nacht, sondern nutzen ihre Haut, die zwischen ihren Krallen gespannt ist. Um in der Luft zu bleiben, müssen sie deshalb mit ihrer Flughaut ständig flattern. Die kleinen Fledertiere, gehören zusammen mit den Flughunden zu der alten Säugetiergruppe der Chiroptera (Handflügler). Man unterscheidet zwischen Megachiroptera (Großfledermäuse) und Microchiroptera (Kleinfledermäuse).
Fledermäuse werden sehr alt und bekommen in der Regel nur ein Jungtier pro Jahr. Die Jungtiere werden von der Mutter etwa vier bis sechs Wochen gesäugt, bis sie flügge sind und selbstständig werden. Durch ein Echoortungssystem, erbeuten sie sich ihre Nahrung. Damit gelingt es ihnen, jede Nacht eine gewaltige Menge an Insekten zu fressen. So kann ein einziges Tier schon mal bis zu 4.000 Mücken pro Nacht vertilgen. Das entspricht etwa einem Drittel ihres eigenen Körpergewichts!
Von der kleinen Zwergfledermaus bis zum großen Mausohr leben in Sachsen 22 Arten, davon 14 im Zwickauer Landkreis. Obwohl die Fledermäuse unter strengem Naturschutz stehen, nehmen die Bestände der einzelnen Arten, bis auf die Hufeisennase ständig ab. Warum das so ist und was man dagegen tun kann, darüber will die Naturschutzstation Zwickau zur Fledermausnacht am 1. August ab 20:00 Uhr an der Crossener Straße 23 informieren.
Großes Mausohr, Foto: Heiko Goldberg
Dazu hat sich der Verein einen kompetenten Gast eingeladen. Heiko Goldberg, der sich leidenschaftlich für den Erhalt und Schutz der Kleintiere einsetzt, weiß so ziemlich alles über Fledermäuse. Der ehrenamtliche Fachleiter vom Naturschutzbund (NaBU) Kirchberg sieht zwei Hauptprobleme, die für den Rückgang der Population verantwortlich sind:
Fehlende Quartiere und Nahrungsmangel
In den Sommermonaten findet sich eine Gemeinschaft von Weibchen in einem gemeinsames Quartier zusammen, um ihre Jungen aufzuziehen. Diese Wochenstubenverbände sind wichtig für den Schutz und die Aufzucht der Jungtiere und befindet sich oft in Dachstühlen, Mauerritzen, Baumhöhlen oder anderen geschützten Bereichen. Von Anfang November bis Ende März halten sie Winterschlaf und müssen in dieser Zeit möglichst ungestört abhängen können. Das machen sie gern in alten großen Höhlen, Gebäuden und Stollen. Der Altbergbau in unserer Gegend ist in der Regel mit 1,50 Meter Höhe und knapp einem Meter Breite und der zu geringen Tiefe allerdings nicht geeignet. Einzig der „Engländerstollen“ in Kirchberg, ein Überbleibsel der Silberabbaugeschichte, ist als einziges Winterquartier bekannt.
Das Insektensterben ist ein weiteres ernstzunehmendes Problem, bei dem die Anzahl und Vielfalt der Insekten weltweit abnimmt. Ursächlich dafür verantwortlich sind unter anderem die intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden, der Klimawandel und der zunehmende Verlust von Lebensräumen. Oft ist schon der Anfang der Nahrungskette gestört. Rasenflächen bieten wenig Lebensraum für Insekten und andere Tiere. Dabei ist es eigentlich so einfach. Ein Garten mit regionalen Pflanzen und Gehölzen, sowie Bodendecker, Staudenbeete oder Blumenwiesen können eine größere Artenvielfalt fördern und neuen Lebensraum für Insekten und somit Nahrungsgrundlage für Fledermäuse, Vögel und andere Tiere bieten. Da Fledermäuse nachtaktiv sind, eignen sich besonders gut nachtblühende Arten, die eine Vielzahl von Insekten anlocken.
Fledermausfund – Was tun?
Es kommt vor, dass man junge Fledermäuse findet, die noch nicht sicher fliegen können. Was ist in so einem Fall zu tun? Erst einmal raus aus der Sonne und in einem Karton sichern. Da Fledermäuse schmerzhafte Bisse verursachen können, wird dringend dazu geraten, beim Anfassen der scheuen Tiere ein Tuch zu benutzen, oder Handschuhe zu tragen. Dann gilt es schnell handeln, weil das Muttertier noch 1-2 Nächte versuchen wird das Jungtier zu finden. Am besten einen Fledermausbetreuer kontaktieren.
Seltene Nordfledermaus, aus der Familie der Glattnasen, Foto: Heiko Goldberg
Der Zwickauer Landkreis ist in drei Gebiete aufgeteilt, mit je einen Ansprechpartner vom NABU, der sich kümmert und Ratschläge gibt. Eine Übersichts-Karte und weitere interessante Informationen findet man auf der Webseite https://fledermausschutz-sachsen.de/. Der Kontakt zum NABU ist auch deshalb wichtig, weil der Fundort Aufschluss darüber geben kann, ob ein Wochenstubenverband in der Nähe ist. Generell gilt: Ob lebendig, verletzt oder tot – bitte kontaktieren sie einen regionalen Fledermausexperten!
Fledermäuse werden abends aktiv, sind sie eigentlich ein Nachtschwärmer?
"Ja, mehr oder weniger, vor allem im Sommer, kann man die Uhr danach stellen. Hier in Österreich, wo ich gerade bin, fliegen sie ab 21:32 Uhr. Bei uns zuhause wahrscheinlich etwas später." (Heiko Goldberg)
Für Heiko Goldberg ist es wichtig, Menschen für das Thema Fledermaus zu sensibilisieren. Deshalb freut er sich ganz besonders auf die Fledermausnacht nahe der Mulde für die er mittels Detektor am Abend das Heranfliegen der Tiere gut hörbar machen will, bevor diese dicht über die Mulde fliegend auf Insektenjagd gehen. Für den Bestandsschutz der gefärdeten Tiere, ist er zudem immer auf der Suche nach Quartierpaten. Fledermaus-Quartierpaten sind Personen, die ein bestimmtes Fledermausquartier betreuen und dessen Zustand sowie die darin lebenden Fledermäuse beobachten. Quartierpaten helfen, diese wichtigen Lebensräume zu schützen und zu erhalten. Sie zählen die Ausflugszahlen und melden wichtige Ereignisse. Ob sich der eigene Garten als Fledermausunterkunft eignet, wie man Quartierpate wird und wie das mit Fördermitteln für den Quartiererhalt funktioniert, erfährt man ebenfalls zur Fledermausnacht.
Großer Abendsegler, Foto: Heiko Goldberg
Zwickauer Fledermausnacht
01. August, 20:00 - 22:00 Uhr
Naturschutzstation Zwickau
Crossener Straße 23, 08058 Zwickau
Anmeldung und weitere Infos unter:
0171/53 60 417 oder
https://www.grueneliga-westsachsen.de
Unkostenbeitrag: 5,- Euro
Taschenlampe und feste Schuhe sind von Vorteil.
Wer zur Zwickauer Fledermausnacht verhindert ist, oder noch näher an den nachtaktiven Tieren dran sein möchte, sollte sich den folgenden Termin vormerken:
11. Nacht der Fledermäuse in Kirchberg
Am 29.08.2025, 20:00 Uhr
Treffpunkt:
Sitzgruppe Wolfersgrüner Str., nahe Talsperre
Veranstaltungsplakat (pdf) von der Naturschutzstation Zwickau
Fledermaus-Notrufnummer: 030-284984-5000 (NABU, deutschlandweit)