„Man gönnt sich ja sonst nichts!“ trifft auf die Kultour Z keinesfalls zu.
Zur Sonntagabend-Jubiläumsveranstaltung „25 Jahre Stadthalle“ am 7. September waren keine geringeren als Die Fantastischen Vier eingeladen. Knapp 5000 Gäste waren erschienen und feierten gut zweieinhalb Stunden die vier Stuttgarter Jungs, die Altgranden – manche behaupten sogar Erfinder – des Deutschraps. Tatsächlich gibt es die Band bereits seit 1986. 1989 traten sie erstmals in größerem Rahmen öffentlich auf, 1992 rauschten sie mit „Die da!?!" spektakulär in die Charts. Seither hat Fanta 4 zahlreiche Awards und Platin-Auszeichnungen erhalten, haben am Beliebtheitsgrad nichts eingebüßt.
Zum Konzertabend.
Der extra abgegrenzte Front of Stage war kurz vor 19 Uhr picke packe voll. Ebenso die Ränge und im restlichen Stehplatzbereich gab es kein Durchkommen mehr. Pünktlich 19:15 Uhr begann der Show-Support mit DJ Thomilla. Warum gerade (d)er? Thomas Burchia, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, kommt auch aus Stuttgart und ist nicht nur DJ, Musikproduzent und Komponist. Er bildet mit Michael „Michi“ Beck das DJ- und Dancemusik-Produzenten-Duo Turntablerocker. Thomilla heizte mit seinen Rhythmen die Massen ordentlich ein, bereitete schon mal aufs Dauer-Hüpfen ein. Obwohl: Nicht wenige Besucher hatten als Support auf jemanden aus der Singer-Songwriter-Szene gehofft, weil´s aufgrund der Fanta-Texte auch ganz gut dazu gepasst hätte.
Dicht an dicht standen und saßen die Gäste im Parkett und auf den Rängen, hüpften, klatschten und sangen mit bei einem mitreißenden Konzert von Fanta 4. Foto: bde
Mit fünf Minuten Verspätung traten dann 20:35 Uhr Michael Bernd Schmidt (Smudo), Thomas Dürr (Hausmeister Thomas D), Michael Beck (Michi Beck) und Andreas Rieke (And.Ypsilon) auf die Bühne. Der minimale Verzug war aber schnell vergeben. Denn längst hatte sich herumgesprochen, dass Fanta 4 noch am Nachmittag im packenden Finale der European League of Football vor 36.784 Zuschauern in der MHP-Arena in Stuttgart eine spektakuläre Halbzeitshow geboten hatte und per Charterflug nach Altenburg ein enges Zeitfenster zu bewältigen hatten.
Wie gewohnt, gab es den großen Auftritt:
Licht aus, Spot an! „Weekendfeeling“ hieß der Opener. Und das ohne Soundcheck. „Ist Erfahrungssache, gut ausgepegelt für diese Hallengröße“, hieß es im Vorab von den Männern an den Knöpfen und Reglern vom FOH. Zu spüren war dies dann auch bis in den allerletzten Reihen des Ranges. Denn dort waren die hämmernden Bässe des gebotenen Hip-Hops noch deutlich auf der Brust zu spüren. Es folgte ein guter Mix aus Titeln der Band aus den 90ern („Die da!?!“, „Sie ist weg“ oder „Populär“), den 2000ern („Du mich auch“, „Troy“ oder „Ernten, was wir säen“) und ihrer 2024 erschienen Scheibe „Long Player“ („44Tausend“, „Win win win“, oder „Inferno“).
Auf der Bühne gab die Band alles. Foto: uhe
Das fast ausverkaufte Rund hatte dabei zu seinem Jubiläum nochmal einen „echten Härtetest“ zu bestehen. So absolvierten gut neunzig Prozent aller Gäste, egal ob im Parkett oder auf den Rängen, eine Extra-Sport-Einheit, eine Dauerhüpfeinlage mit hochgestreckten rhythmisch nach vorn schlagenden Armen. Mitgesungen wurde selbstverständlich auch. Und das generationsübergreifend, von Teenies bis zu Ü50ern. Die Band sprudelte nicht nur bei einem Song, sondern bei allem Dargebotenem vor Spielfreude, auch wenn es vielleicht ihr 723. Live-Auftritt war, denn die genaue Zahl ist nicht verifizierbar.
Vor „Endzeitstimmung“ lässt es sich Michi Beck nicht nehmen, eine entsprechende politische Botschaft in die Halle zu richten. „Außen um uns, scheint alles zu zerbröseln. Einzelne Personen denken, über die Welt bestimmen zu können. Der Populismus ist im Anzug. Wir alle hier müssen eine Art gallisches Dorf bilden, zusammenhalten, uns wehren!“ Das „Na na na, na na na na na. Einmal Endzeitstimmung für jeden“ kommt aus allen Kehlen.
Michi Beck gab, wie es für Die Fantastischen Vier nicht nur zum guten Ton gehört, im Namen der Band ein kurzes politisches Statement gegen Populisten ab. Foto: uhe
Das Konzert in Zwickau war das letzte der „Long Player“-Tour und zugleich die letzte Veranstaltung unter dem Namen „Stadthalle Zwickau“. Nach 26 Titeln und Dauer-Best-Laune gab´s noch drei Zugaben, ehe das Rund, die 25 Jahre alte Stadthalle in „Sparkassen-Arena Zwickau“ umgetauft wurde.
uhe