Schauspielerin und Theaterreformatorin
Friederike Caroline Neuber wurde am 9. März 1697 in Reichenbach/Vogtl. geboren. Ihr aus Zwickau stammender Vater, Daniel Weißenborn, amtierte als Gerichtsdirektor in Reichenbach. 1702 mußte er seinen Beruf wegen Krankheit aufgeben und in seine Vaterstadt Zwickau zurückkehren.
Caroline Neubers Kindheit war alles andere als glücklich. Ihr jähzorniger Vater schenkte dem jungen Mädchen wenig Liebe, er schlug nicht nur seine Frau, sondern auch seine Tochter. Mit Gottfried Zorn, einem Gehilfen ihres Vaters, verband Caroline eine Liebesbeziehung und flüchtete mit ihm im Jahre 1712 aus dem elterlichen Haus. Ihr Vater jedoch, ließ Zorn per Steckbrief als "Verführer und Entführer" suchen und verhaften. In dem sich anschließenden Gerichtsprozeß nahm die junge Frau alle Schuld auf sich, um ihren Geliebten vor einer Verurteilung zu retten. Caroline Neuber und Gottfried Zorn wurden letztendlich vom Gericht freigesprochen. Die Liebesbeziehung zu ihrem Geliebten ging aber in die Brüche, da sich herausstellte, daß Zorn verheiratet war und sich somit des Ehebruchs schuldig gemacht hatte. Caroline mußte somit zu ihrem Vater zurückkehren, dessen Gewalttätigkeiten weiter anhielten.
Im Jahre 1717 floh Caroline erneut aus der väterlichen Tyrannei. Diesmal mit zwei Zwickauer Lateinschülern. Einer von ihnen war Johann Neuber. Ihn und Caroline verband bald eine tiefe Zuneigung und die Liebe zum Theater. Im selben Jahr schlossen sich beide in Weißenfels der Spielbergischen Komödiantenbande an und ein Jahr später heirateten beide in Braunschweig. Caroline fiel bei ihren Theaterkollegen besonders "durch die besondere Anmut und Natürlichkeit ihres Spieles, die Vielseitigkeit ihrer Darstellungskunst, ihr Temperament und ihre Schlagfertigkeit im Stegreifspiel" auf.
Mit ihrem Mann gründete sie 1727 eine eigene Theatergruppe. Die Neuberin war für ihre Schauspieler ein gutes Beispiel durch ihr aufopferungsvolles Handeln. "Mit mütterlicher Güte und Strenge auf gute Zucht und ordentlichen Lebenswandel" wirkte sie auf die Mitglieder ein und verhalf damit dem Beruf des Schauspielers, dem man zuvor meist Verachtung entgegenbrachte, zu hohem Ansehen. Mit dem Erwerb des sächsischen Aufführungs-Privilegs kam die Neuberin nach Leipzig.
Der berühmte Johann Christoph Gottsched (1700-1766), Literaturprofessor der Leipziger Universität, entdeckte die junge, engagierte Frau. Gottscheds Ziel war die Schaffung einer einheitlichen deutschen Literatursprache und die Reform des Theaters nach dem Vorbild Frankreichs. Zahlreiche Übersetzungen von Gottsched und auch Arbeiten seiner Frau wurden mit Hilfe der Neuberin aufgeführt. Ganz besonderes Engagement zeigte die Neuberin bei der Reformation des Theaters. Ihrer Meinung nach, sollte Theater nicht nur Unterhaltung sein, sondern auch der moralischen, geistigen Erziehung dienen.
In Folge neidischer Konkurrenz aus den eigenen Reihen wurde der Neuberin das Spielrecht in Leipzig genommen, so daß sie mit ihrer Truppe nach Schleswig-Holstein ziehen mußte, wo sie 1736 ein Privileg erhielt. Drei Jahre später konnte sie wieder in Leipzig spielen.
Großes Aufsehen erregte die Neuberin, indem sie in einem selbstverfaßten Vorspiel den Hanswurst von der Theaterbühne verbannte. Die lächerliche Figur wurde "zum Tode verurteilt und anschließend als Puppe auf einem Scheiterhaufen im Freien demonstrativ verbrannt". Zum Erfolg der Neuberin trug auch die Einführung der Musikbegleitung in ihren Tragödien bei, die sogar Gotthold Ephraim Lessing in seiner "Hamburgischen Dramaturgie" lobte. Dennoch mußte sich die Theatergruppe 1743 auflösen, da immense Schulden auf den Schultern der Neuberin lasteten.
Trotz allem aber, ließ sich Caroline Neuber nicht unterkriegen. 1748 führte sie Lessings erstes Werk "Der Junge Gelehrte" auf. Obwohl sie damit enormen Erfolg hatte, blieb ihr die erneute Vertreibung aus Leipzig durch einen neuen Konkurrenten nicht erspart.
Schließlich blieb ihr nichts anderes übrig, als 1750 ihre Truppe für immer aufzulösen. Bettelarm zog die Neuberin nun durch die deutschen Lande. Ihr Wanderleben, das sie in weite Teile Deutschlands geführt hatte, fand ein trauriges Ende. Ihr letzter Auftritt in Wien wurde zum Fiasko. Der Ausbruch des Siebenjährigen Krieges 1756, machte weitere Aufführungen unmöglich. Die Neuberin fand mit ihrem Ehemann beim königlichen Leibarzt Dr. Löber in Dresden eine Bleibe, wo Johann Neuber 1759 starb. Sie selbst verstarb krank und in größter Armut, am 30.11.1760 in Laubengast. Die Kirche lehnte ein Begräbnis ab, so daß sie heimlich an der Leubener Friedhofsmauer begraben mußte. Erst 1776 wurde für die Neuberin in Laubengast ein Gedenkstein errichtet. Ein Grabstein konnte erst 1852, 92 Jahre nach ihrem Tode, aufgestellt werden, da er bis dahin immer noch von der Kirche abgelehnt wurde.