Diese allgemein bekannte Redewendung kann bedeuten: Etwas passt ganz und gar nicht zusammen oder es passt perfekt. Letzteres bewiesen „Social-Media-Star“ Kristina vom Dorf und Kabarett-Legende Gunter Böhnke bei ihrer Tandem-Lesung „Das bassd wie de Fausd offs Ooche“ am Samstagabend des 18. Oktober in Zwickaus „Neuer Welt“.
Sie, jung (Jahrgang `87), groß, schlank und forsch. Er, nicht ganz so jung (Jahrgang `43), nicht ganz so groß, eher knuddelig und nicht ganz so draufgängerisch. Sie Autorin, Bloggerin und Moderatorin. Sie, die studierte Medientechnikerin, zeigt als Sachsen-Muddi Kurzvideos auf Instagram, TikTok und YouTube, in denen sie der Welt die sächsische Sprache erläutert und näherbringt. Er wollte und sollte eigentlich Lehrer werden. Nach einem augenöffnenden Praxissemester wurde er „Lehrdienstverweigerer“ und Übersetzer und schließlich Mitbegründer der „academixer" in Leipzig und jahrzehntelanger kongenialer Partner im Dialekt-Duo mit Bernd-Lutz Lange.
Nun sind Kristina und Gunter auf Tandem-Lesetour und passen zusammen, wie es besser nicht geht. Ursprünglich sollte das gemeinsame Programm „Das bassd wie dor Arsch uffn Emer“ heißen. Egal – es passt auch so! Beide präsentieren von ihnen geschriebene Bücher. Sie flott im Dialog mit dem Publikum. Er gemütlich am Tisch mit großer Sachsenfahne sitzend. Beide stellen als Verfechter des Sächsischen klar: Nachahmen geht immer schief, weil die von Kindheit an in den Genen steckende Intonation nicht erlernbar ist – Punkt! Böhnke verweist im Laufe des Abends auch darauf, dass die oberen Zehntausend in der DDR fast alle Sachsen waren, Luther die Bibel ins Obersächsische übersetzt habe und erläutert den Vokal- und Konsonanten-Wechsel, die eigentlich ein „Buchstabendiebstahl“ seien. Denn aus Farben werden Farm und aus das Kind wird ´s Kinn. Das unterlegt der 82-Jährige auch in dem von Lene Voigt geschriebenen „Heidenröschen auf Säggsch“, wofür es sogar ein begeistertes Johlen gibt.
Das „Fräulein vom Dorf“ zeigt auf, nachdem sie die „Ausländer“ aus Berlin, Stuttgart und Schwäbisch Hall im Saal begrüßt hat, wie sie ihren Gegenüber meist erklären muss, wo ihr 750-Einwohner-Dorf Langenreinsdorf geografisch einzuordnen ist: bei Crimmitschau, bei Werdau, bei Zwickau, bei Chemnitz, bei Leipzig. Erst dann käme ein „aach soo?!“ Sie verrät Tipps einer gewissen Veronika aus eben diesem Langenreinsdorf. Diese ziehe vor dem Zubettgehen immer die Rollos hoch. Dann staunen die Dorfbewohner frühs, dass Veronika keine Langschläferin sei und kommen so nicht auf die Idee, dass sie in Wirklichkeit bis Mittag im Bett dahindöse. Kristina vom Dorf und Gunter Böhnke bringen in Sketchen auch Kabarett auf die Bühne. Beide arbeiten zudem interaktiv mit den nahezu 400 Gästen, denen es auch Riesenspaß macht, Teil des Programms zu sein. Mit Stimmgewalt ergänzen sie von Böhnke angerissene Redensarten wie „Gehe nich zu dein Färschd, wenn de nich gerufen wärschd!", „Der had Flossn wie Abborddeggl." oder „Dor Deifel scheißt immer offn greesdn Haufn!" Wohl neu fürs Publikum schien der Spruch: „Scheiß uff´n Forz, lass mer hald en Neien!“
Die Sachsen-Muddi erkundigt sich mit dem Hinweis auf ihr kürzlich erschienenes Kochbuch „Sächsisches Allerlei“, wer denn stolz auf die sächsische Kulinarik sei. Fast ausnahmslos gehen alle Arme nach oben. Jeder weiß etwas mit „Fettbemme" „Klitscher" „Gwarggeulschn", „Tote Oma“ oder „Bambes" und „Schwammespalken“ – auch wenn letztere aus dem Vogtland stammen – anzufangen. Und dazu passt das Wortspiel zwischen „Diggschn“ und „Diddschn“. Ersteres trifft zu, wenn jemand beleidigt oder eingeschnappt ist. Das Zweite erläutert die Dialektfluencerin mimisch unterstreichend und so nicht nachahmenswert: Das Eintauchen von härteren Mehlprodukten in Kaffee oder Kakao. Wer noch mehr in sächsischen Humor eintauchen möchte?! „Entsprechende Bücher kaufen oder uns besuchen“, ist der Tandem-Hinweis von Kristina vom Dorf und Gunter Böhnke.
