Knapp 150 Gäste wollten es am 19. Oktober nicht versäumen
sich eine Sonntagsserenade zu gönnen, eine unbeschwerte Gesangsdarbietung ganz besonderer Art: Einen Konzertabend mit der Ausnahmekünstlerin Uschi Brüning. Dieses Konzert war eine Veranstaltung des im St. Barbara in Lichtentanne beheimateten Liederbuchs. Da sich dort kein Flügel befindet, war der Robert-Schumann-Saal im Konservatorium der ideale Ort. Das machten die beiden Protagonisten des Abends – Uschi Brüning hatte den Pianisten Christian von der Goltz mitgebracht – auch sogleich verständlich.
„Das ist der beste Flügel, auf dem ich je gespielt habe. Seine Intonanz ist absolut oberstes Regal. Da laufen die Tasten fast von allein“
meinte Goltz. Brüning hatte ebenso ein Kompliment parat: „Und das ist der beste Pianist, mit dem ich je in meiner Karriere zusammen gespielt habe.“ Damit war klar: Auf der Bühne des Kons stand Weltklasse. Im Publikum teils Jahrzehnte lange Fans.
Insgesamt gab es an diesem Abend inklusive der Zugaben achtzehn Titel zu hören. Eine sogenannte Set-Liste, mit der sie touren, gibt es bei den beiden nicht. „Das wird kurz vor der Session ausgewählt, auch ein wenig von unserer Tagesstimmung abhängig. Christian macht das schon“, meinte Brüning und ergänzte: „So hat jedes Konzert auch seine Einmaligkeit, ist somit ein einmaliges Erlebnis.“ So war es am Ende einigen wenigen Gästen etwas „zu gemach“. Sie hätten sich mehr flottere Titel gewünscht. Und richtig: Es waren die leiseren Töne, die trotzdem Begeisterung fanden und viel Applaus bekamen. Einfach grandios, wie die inzwischen 78jährige Brüning mit ihrer Stimme spielt, immer noch Stimmungen jeder Art fabrizieren kann. Von leise hin zu laut, von bedächtig zu temperamentvoll. Ihr Manager Hans-Joachim Hübenthal sagte dazu: „Uschis Stimme ist im Gegensatz zu anderen Sängerinnen ihrer Generation eine einzige Besonderheit, weil sie in zunehmendem Alter scheinbar immer besser wird.“ Die Grand Dame des deutschen Chansons, Blues, Gospel, Swing und Standard-Jazz´ unterstrich nach Belieben mit Vibrato und Tremolo die den jeweiligen Liedern innewohnende Stimmung. Neben den hauptsächlich englisch vorgetragenen Stücken gab es auch deutsche Titel, wie „So wie ich“, „Die Blume“ und „September“ sowie einen Mix bei „Angel Eyes“.
„Ich konnte mich selbst während des Songs nicht so richtig entscheiden, singe ich ihn auf Deutsch oder Englisch. Muss aber gut gewesen sein, sonst wären sie ja alle gegangen“
war Brünings Kommentar. Besondere Aufmerksamkeit gab es bei „Auserwählt“, was Brüning einst mit Manfred Krug gesungen hatte. Und als ob das Publikum darauf gewartet hätte: Jeweils vor der Pause und am Ende gab´s absolut rhythmisch Betontes zu hören. „Das ist doch wohl klar, dass wir zwei hier oben nicht alleine im Scheinwerferlicht schwitzen. Jetzt seid ihr an der Reihe“, kündigte Brüning an. Bei „Never Make A Move Too Soon“ durfte kräftig mitgeklatscht und bei „Strange Things Happening Every Day“ sogar mitgesungen werden. Mehr oder weniger als „Rausschmeißer“ gab´s mit „Wenn du schläfst mein Kind“ noch einen weiteren Titel aus der gemeinsamen Krug-Ära. Dann verabschiedeten sich Brüning und ihr Pianist. Sie rief ins Publikum: „Wir seh´n uns, egal wann und wo!“
