Alle Achtung – die Teams aus einem stärkeren und schwächeren Läufer absolvierten innerhalb der 50-Minuten-Distanz jeweilig zwischen zehn und zwölf Kilometer. Foto: uhe
Ein letztes Mal trafen sich am 26. September Halb- und Stunden-Läufer zum Saisonausklang im Sportforum „Sojus“ Zwickau-Eckersbach zum beliebten Paarlauf. Wie gewohnt wurden auch diesmal mehr freudbetont aber trotzdem mit viel Ehrgeiz und Engagement einige Runden gedreht. Dazu waren alle Teilnehmer eingeladen, die an mindestens drei Läufen der Serie teilgenommen hatten. Der Tradition folgend, hatte der an einem Freitagabend ausgetragene Teamwettbewerb großen Zuspruch gefunden. Auch, weil im Anschluss die Auswertung der Laufserie samt Prämierung der Sieger und Platzierten in den verschiedenen Altersklassen und der Gesamtwertung erfolgte. Zum Paarlauf gingen heuer dreißig Teams (jeweils ein stärkerer Läufer wurde für die 50-Minuten-Distanz einem schwächeren zugelost) an den Start. Die Besten der Halb- und Stundenläufe gingen dabei dreimal auf die 10-Minuten-Distanz. Die mit den schwächeren Leistungen zweimal.
Doch all das geriet irgendwie spontan in den Hintergrund.
"Ich werd´ alles geben..."
Plötzlich richtete sich die Aufmerksamkeit auf eine ganz bestimmte Teilnehmerin. Im Vorab war dazu zu vernehmen: „Mir ist schon aufgefallen: Die läuft etwas komisch?! Oder: „Ich zieh´ den Hut, wie sie mit dem Handicap sogar den Stundenlauf meistert!“ – Charlotte Schweizer-Theodor. Die Mannichswalderin ist Parasportlerin. Seit Geburt leidet sie unter spastischer Lähmung beider Beine, habe schon zwei Operationen hinter sich und meint ganz locker mit einem Lächeln: „Es sieht aus, als ob ich stark X-beinig laufe. Na und! Mir tut das Laufen gut, verbessert meine Bewegungsmöglichkeiten, meine Kondition im Alltag, na ja, und auch ein bisschen mein Selbstbewusstsein.“ Die Stundenläuferin ist nicht allein am Start. Auch Mutti Daniela (Triathletin) und Schwester Elisabeth (Eisschnellläuferin) sind dabei – und sind mächtig stolz auf Charlotte. „Sie ist ein Kämpfertyp“, sind sich beide einig.
Charlotte bekommt Patrick Koburger, den Sieger der Halbstundenlaufserie, zugelost. Sozusagen den Wunschpartner aller Anwesenden. „Oh Gott, das ist Bürde und Ansporn zugleich“, ist Charlotte übermannt. „Ich werd´ alles geben, wohl etwas über mich hinauswachsen müssen.“ Koburger hingegen nimmt´s gelassen. Er nimmt seine zugeloste Partnerin in den Arm und gibt die Taktik bekannt: „Ich werd´ etwas mehr auf die Tube drücken.“ Und ist überzeugt: „Charlotte wird das wuppen!“ Sie lacht und meint: „Wir gewinnen!“ Und wie, wird vor dem letzten Wechsel deutlich. „Ich lauf noch eine Runde!“, ruft Charlotte. Sie scheint kurz zu spurten. Sie will nicht die festgelegte Zeitmarke überschreiten, die den Wechsel zu Patrick bedeutet hätte. Trotzdem steht er sicherheitshalber parat. Doch nun ist auch er ganz aus dem Häuschen. „Du machst das Klasse!“, ruft er voller Begeisterung. Alle Umstehenden geben sogleich mit noch etwas intensiverem Beifall und Zurufen wie „Ja, gib nochmal alles!“ Ansporn für die letzte Runde.
Am Ende steht Charlotte ganz oben auf dem Siegerpodest. Charlotte und Patrick gewinnen souverän den Mixed-Wettbewerb und besonders die 20jährige Parasportlerin erhält zur Siegerehrung nahezu Stakkato-Beifall.
Nicht nur die Startnummer, sondern auch und insbesondere der Siegeswille von Para-Läuferin Charlotte Schweitzer-Theodor ergab am Ende gemeinsam mit Patrick Koburger Platz eins im Mixed-Wettbewerb des Tages. Foto: uhe
Und noch eine Geschichte am Rande dieses finalen Tages ist erwähnenswert – die Wertung der moralischen Sieger. Sie ging an das Team „Stolpertruppe“: Eltern von Kindern und Jugendlichen, die beim SV Vorwärts in der Leichtathletik aktiv sind. Seit einem Jahr gebe es „diesen Verein“, der sogar mit eigens bedruckten Laufshirts die Blicke auf sich zog. Aus „Nur-zum-Training-und-Wettkampf-Fahren“ wurde das „Sich-auch-selber-auf-die-Piste-Trauen“. Der Nachwuchs fand’s toll und gab mit Rasseln vom Rand der Tartanbahn ordentlich Unterstützung. Ein Modell, das Schule machen könnte!?
Auch Väter im Team „Stolpertruppe“ – hier in den schwarzen Lauf-T-Shirts – gaben alles, um den Anfeuerungsrufen ihrer Sprösslinge gerecht zu werden. Foto: uhe
Das Fazit des veranstaltenden SV Vorwärts Zwickau zog Vereinsvorsitzender Dietmar Hallbauer: „Nach drei beziehungsweise fünf absolvierten Wettkämpfen kann auch die 2025er Laufserie mit insgesamt 1159 Starts auf eine neue Rekordteilnehmerzahl verweisen. Alles Nebensache. Die zurückgelegten Strecken lassen überwiegend auf ein gesteigertes Leistungsvermögen eines jeden Teilnehmers schließen. Das ist das Erfreulichste.“ Hallbauer weiter: „Tolle Begeisterung, zahlreiche Bestleistungen, erstaunlicher Willenskraft zeigen die Freude am Laufsport“, geht sein Kompliment und Dank gleichzeitig an die vielen Helfer, vor allem an die engagierten Sponsoren wie die Sparkasse Zwickau, AOK Plus Zwickau, Gü-Sport, Gebäude- und Grundstücksverwaltung Zwickau sowie Laufschuh- und -Bekleidungs-Hersteller Brooks.
Inmitten der Siegerpaare strahlt Charlotte Schweitzer-Theodor (heller Anorak) über den gemeinsamen Sieg mit Patrick Koburger. Foto: uhe
Die Podestplätze im Paarlauf belegten im Einzelnen:
Frauenteams:
- Doreen Täufel + Elisabeth Schweizer-Theodor
- Saskia Sobotka + Carolin Stark
- Claudia Schädlich + Mareile Nobis.
Männerteams:
- Kurt Pöker + Frank Bräunlich
- Jörg Poller + Paul Schneider
- Key Ludwig + Michael Hoffmann.
Mixed-Teams:
- Patrick Koburger + Charlotte Schweitzer-Theodor
- Markus Leistner + Hanna Bauch
- Dirk Müller + Stefanie Hoffmann