Waren mit berechtigten Medaillen-Hoffnungen nach Schwedt gefahren und mussten leider mit leeren Händen wieder nach Hause zurückkehren – Payam Juzofie, Linus Tesch und Rezan Boral (von links). Foto:uhe
Zwickauer KSSV-Boxer gehen in Schwedt leer aus
Vom 21. – 25. Oktober wurden in Schwedt an der Oder die Deutschen Box-Meisterschaften in der U23 ausgetragen. Drei Boxer vom KSSV Zwickau hatten sich über die kürzlich in Crossen veranstalteten Landesmeisterschaften qualifizieren können. KSSV-Trainer Frank Hillmer hatte im Vorfeld der DM gesagt: „Wenn wir eine Medaille mit nach Hause bringen, wäre das ein Riesenerfolg. Den festen Willen dazu haben alle drei!“
Dem Mittelgewichtler Linus Tesch (-75 kg) und dem im Cruisergewicht (-85 kg) startenden Rezan Boral war in ersten Runde Fortuna hold, sie zogen beide ein Freilos. Weniger, eigentlich gar kein Losglück hatte hingegen Payam Juzofie. Er musste in der Gewichtsklasse -90 kg Mittwochabend gegen den zweifachen Deutschen Meister aus 2023 und 2024 Kevin Lebowski vom Boxteam Duisburg antraten. Der Kontrahent aus Nordrheinwestfalen hatte keine Mühe und gewann glatt mit 5:0 Punktrichterstimmen. „Wirklich Lospech. Bronze wäre mit einem anderen ersten Gegner drin gewesen“, urteilte Hillmer.
Tags darauf mussten auch Boral und Tesch Farbe bekennen. Der Gegner für den Zwickauer Cruiserathleten hieß Jannik Ayivi vom BC Traktor Schwerin. Wegen einer blutenden Nase nahm der Ringarzt Boral bereits in der 1. Runde aus dem Kampf, so dass der Schweriner Boxer den Ring als RSC-Sieger verließ. „Äußerst grenzwertig“, kommentierte Trainer Hillmer diese Entscheidung. „Hundert pro, wenn unser sächsischer Verbandsarzt am Ring gesessen hätte, wäre der Kampf weiter gegangen. Sehr sehr schade, dass Rezan so um eine mögliche Medaillenchance gebracht wurde, denn die Blutung konnte nach Kampfende sofort gestoppt werden.“ Auch der zweite, aber in diesem Kampf nicht zuständige, Ringarzt (HNO) sah das Urteil skeptisch.

Payam Jusofie, hier in Blau im Kampf gegen Faisal Raad Kamil bei den Landesmeisterschaften, musste bei den Deutschen Meisterschaften Lehrgeld bezahlen und schied dort gegen den späteren deutschen Meister aus. Foto: uhe
Die Laune von Hillmer sollte sich nicht bessern. Denn Linus Tesch wurde in der 3. Runde seines Kampfes disqualifiziert. Der Mittelgewichtler traf auf den aktuellen Hochschulmeister und Bundeskader Marcel Sterlikow vom FuS Cloppenburg. Tesch kam schwer in den Kampf und musste die erste Runde mit 1:4 Richterstimmen abgeben. Die zweite ging mit 5:0 klar an ihn plus einer Verwarnung seines Gegners wegen Kopfstoßes. In der dritten entscheidenden und hart geführten Runde hatte Tesch einige Fäuste mehr im Ziel.
„Dann zeigte sich, dass der Ringrichter mit dieser Partie völlig überfordert war. Sterlikow hätte eher eine weitere Verwarnung wegen Kopfstoßes erhalten müssen. Doch stattdessen spricht der Ringrichter innerhalb von nur einer Minute gegen Linus drei Verwarnungen wegen drei unterschiedlicher Vergehen aus. Auch der Supervisor, der diese fragwürdigen Entscheidungen hätte revidieren können, hat in meinen Augen in diesen Situationen versagt“, sah es Zwickaus Trainer und ergänzte: „Ich weiß nicht, ob das noch unter traurig gezählt werden kann!“
Trotzdem bescheinigte der Trainer seinen Athleten, die besprochenen Taktiken gut umgesetzt und Kämpferherz bewiesen zu haben. Als schwacher Trost bleiben: Die KSSV-Sportler sind alle gegen die späteren Deutschen oder Vize-Meister ausgeschieden. Die von Hillmer seit langem trainierte Boxerin Emely Dittrich von der BSG Sebnitz konnte sich im Mittelgewicht -70 kg den Meistertitel sichern. Insgesamt gesehen war es eher ein mit unglücklichen Umständen versehender Ausflug in die Oderstadt.
